Durch die enge Pforte

Donnerstagmorgen: Die Menschentraube am Eingang ist es Wert meinen Fotoapparat zu zücken. Da spricht mich ein junger Mann an. "Ich habe eine Darmerkrankung und würde gerne von einem Internisten gesehen werden!"

Mit der Hand zeige ich auf die Menschenmenge vor mir. "Sie sehen ja, was hier los ist", sage ich, "kommen sie morgen in der Frühe um 5 Uhr, dann kriegen Sie vielleicht einen Arzttermin!"

Der Patient schüttelt mit dem Kopf. "Ich kam heute schon um 4 Uhr und alle Coupons waren bereits vergeben!"

Freitagmorgen: Heute sieht es nicht besser aus. Leider haben wir heute zwei Ärzte weniger zur Verfügung. Viele Wartende werden wieder unverrichteter Weise nach Hause zurückkehren müssen. Um die Mittagszeit erzählt mir meine Frau von einer jungen Patienten, bei der sie gestern eine Unterfunktion der Schilddrüse diagnostiziert hatte. Die junge Frau war erst im dritten Anlauf ins Spital gelangt. Das heißt, sie hatte zweimal umsonst angestanden.

Unsere zehn Ärzte und Zahnärzte reichen bei Weitem nicht aus. "Wir werden immer Schlangen am Eingang haben, selbst bei 20 Missionsärzten!" Dr. Haßfeld hat mit seiner Meinung wohl recht. Eine liebevolle Behandlung durch Ärzte und Krankenschwestern, die nicht des Geldes wegen arbeiten, ist ein Magnet. Und jeder dankbare Patient, der nach Hause reist, erhöht die Anziehungskraft. /KDJ

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