Die ‘”verrückte” Geschichte von Keyko Berenice

Damaris Huahuachampi arbeitet gerade im Archiv des Spitals. Auf einen Sprung komme ich vorbei, um mir von ihr eine Geschichte aus der Kindheit anzuhören. Und was sie mir nun berichtet ist genau das Richtige für unsere Web-Seite.

1999: Die Familie Huahuachampi lebt auf dem Gelände des Evangelischen Seminars in Lima. Damaris Vater und ihre Mutter studieren dort Theologie. Die Familie ist nicht auf Rosen gebettet und bestreitet Ihren Studentenhaushalt mit der Unterstützung von Freunden.

An einem Abend besucht die Familie ein Konzert. Es ist schon spät als sich die vier auf den Heimweg machen. Natürlich schläft Damaris Schwester Keyko sofort im Taxi ein. Verständlich, ist doch die Kleine erst vier jahre alt.

Zuhause traut die Mutter ihren Augen nicht, bei Keyko fehlt ein Schuh am Fuß. In der Dunkelheit ist er wohl im Taxi abhanden gekommen. Die Mutter reagiert gereizt und schimpft mit ihrer kleinen Tochter. Ein neues Paar Schuhe stand nicht wirklich auf dem Budgetplan der Familie.

Keyko macht ein unschuldiges Gesicht. Sie versteht die ganze Aufregung überhaupt nicht. “Wenn wir Gott bitten”, sagt sie, “wird der Taxifahrer den Schuh zurückbringen!” Jetzt platzt der Mutter der Kragen. Sie weiß genau, dass kein Taxifahrer in der 8-Millionen-Stadt Lima den Besitzer eines vergessenen Schuhs suchen wird. Und niemand fährt quer durch die Metropole, um einen Kinderschuh abzugeben.

Die kleine Keyko hat im Kindergottesdienst schon oft von den Wundern der Bibel gehört und zweifelt keinen Moment daran, dass Gott natürlich auch jetzt alles gut machen wird. Sie kniet im Kinderzimmer an einem Stuhl nieder und senkt den Kopf. Damaris berichtet mir, wie ihre Schwester eine ganze Weile im Gebet versunken war, bevor sie schließlich müde ins Bett ging.

Gegen 6 Uhr am Morgen macht sich die Mutter auf den Weg, um Einkäufe in Lima zu tätigen. Wahrscheinlich wollte sie um diese Uhrzeit beim Bäcker an der Ecke frische Brötchen holen. An der Eingangstür vom Seminar wird sie von einer Bekannten mit einem kleinen Kinderschuh in der Hand angesprochen. “Weißt Du”, sagt die Frau, “um 5 Uhr in der Frühe klingelte ein Taxifahrer an der Tür. Ihr wart gestern Abend seine letzten Fahrgäste. Er hat vermutet, dass der Schuh von Euch war und wollte ihn noch vor Arbeitsbeginn abgeben!”

Erläuterung: Nach offiziellen Angaben arbeiten in Lima 230.000 Taxifahrer. Vielen von ihnen schieben 15-Stunden-Schichten und länger. /KDJ

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