Die Quechua-Frau mit der Kartoffeltüte

Bringen Sie Ihrem Arzt auch Naturalien mit?

Es ist Samstagvormittag. Es klopft an meiner Bürotür. Eine unserer Krankenschwestern sagt: “Unten ist eine Indianerin, die möchte der Dra. Martina ein Geschenk überreichen!” Da meine Frau aber in einem Krankenwagen unterwegs ist, wird mir nun die große Ehre zuteil, mit der Quechuafrau zu reden.

Sie kommt aus Concacha alta. Das Dorf ist nur 40 Minuten entfernt und gehört zu unserem Distrikt. Sie drückt mir eine Tüte Kartoffeln in die Hand und beginnt auf Quechua zu reden. Die Krankenschwester übersetzt jedes Wort. Die alte Dame hofft auf einen Arzttermin bei meiner Frau und wieder stecken wir in dem üblichen Dilemma.

Das Geschenk abzulehnen, wäre eine unfreundliche Geste. Es aber im Namen meiner Frau anzunehmen, verpflichtet uns indirekt die Patientin an allen Warteschlangen vorbei in das  gewünschte Behandlungszimmer vorzulassen. Also fällt meine Antwort salomonisch auf. Ich bedanke mich artig und sage, dass ich die guten Kartoffeln an die Küche weitergeben werde, dann kommen sie allen Patienten und Mitarbeitern des Spitals zu Gute. Und ich hoffe im Stillen, dass die Indianerin in der nächsten Woche nicht lange warten muss. /KDJ

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