Das Thema der Kurzansprache ist das „Gleichnis vom verlorenen Sohn“. Da haut ein junger Mann von zu Hause ab, bringt sein ausgezahltes Erbe unter die Leute und landet schließlich in der Gosse. Als er Jahre später den Weg zurück findet, steht sein Vater bereits mit ausgebreiteten Armen sehnsüchtig am Gartenzaun.
„Wir sind alle verlorene Söhne!“ Der Intensivpfleger aus Sachsen bringt es gleich auf den Punkt. „Aber auf jeden von uns warten die ausgestreckten Arme Gottes!“
Die Zuhörer hören aufmerksam zu, als der fünffache Familienvater, der seinem Glauben auch zu DDR-Zeiten treu geblieben ist, über den Klassiker des Neuen Testamentes redet.
Alle befinden wir uns vor Gott in der gleichen Position, egal ob unser Jahreseinkommen bei 700 Euro liegt, wie bei vielen Quechua-Indianern oder um ein mehrfaches darüber. Wenn Gott nicht auf uns warten würde, könnten wir uns gleich den Kopfschuss geben. Der atheistische Philosoph Jean Paul Sartre ging so weit zu sagen, die einzige Frage, die er nicht beantworten könne, sei die, warum er sich nicht umbringe!“
Noch ein Gebet und ein Lied und der Betrieb im Spital beginnt. Wie am Vortag sind es wohl um die 140 Patienten, die auf ein Gespräch mit einem der Ärzte warten. Einige haben die ganze Nacht hindurch draußen im Freien verbracht. Sie wussten, dass fast täglich Patienten abgewiesen werden müssen. Es fehlt einfach an Missionsärzten. Also frieren sie lieber bis zum Sonnenaufgang.
Die Behandlung der Patienten ist völlig gleich. Bestechungsgelder und Beziehungen bringen niemanden in der Schlange nach vorne. Auch der Regierungsbeamte muss sich gedulden. Niemand wird ihn an der Schlange vorbei mogeln.
Wir sind alle gleich vor Gott und brauchen seine Liebe. So hat das Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ bei Diospi Suyana ganz praktische Konsequenzen. /KDJ