Der Wind, der Schreck und das böse Auge

Der Indianer, der am gestrigen Nachmittag die Sprechstunde von Dr. Martina John besuchte, war sichtlich krank. Sein aufgetriebener Bauch ließ nichts Gutes ahnen. Am Morgen hatte sich der Mann etwas unwohl gefühlt. Eigentlich wäre das kein Grund zur Aufregung gewesen. Doch plötzlich machte sich in ihm die Angst breit. Litt er vielleicht an einem "viento" (Wind)?

Der Wind (viento), der Schreck (susto) und das böse Auge (mal ojo) sind drei Begriffe aus dem Aberglauben der Andenbewohner. Das Ergebnis entspricht jeweils einer Verwünschung des Menschen. Eine dunkle Macht nimmt Einfluss und Unheil zieht auf. Der Patient gestern wollte dem "viento" aktiv entgegenwirken. Also trank er Benzin. Die Folgen waren eine ernste Magen- und Darmentzündung. Daher rührte auch der Blähbauch.

Wir sind gut beraten nicht über die Quechuas der Anden zu lachen. Viele Europäer haben keine Angst vor dem "bösen Auge", wohl aber vor der 13. Sitzreihe im Flugzeug. Wenn eine schwarze Katze von links nach rechts über den Weg läuft, werden sie innerlich unruhig. 

Als meine Frau und ich von 1998 bis 2003 an einem Missionsspital in Ecuador arbeiteten, lernten wir viele Indianer aus dem Regenwald kennen. Einige fürchteten sich schrecklich vor den bösen Geistern in den Bäumen und lebten in permanenter Angst. Weder ein Psychologe noch Psychiater konnten da Abhilfe schaffen. Die Überwindung dieser Furcht gelangt erst, wenn ein Mensch sein ganzes Vertrauen auf Gott setzte. Jesus sagte einmal: "In der Welt habt ihr Angst, aber siehe, ich habe die Welt überwunden!"/KDJ

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