Der Mittwoch – so ist das Leben!

Mittwochmorgen: Als ich am Spital aus dem Auto steige, fällt mir der große Bus vor der Tür auf. Später höre ich, dass zwei Australierinnen und eine Amerikanerin mit 14 Patienten aus dem Bundesstaat Cusco angereist sind.

Nach der Andacht beginnt der normale Stress in den Abteilungen des Spitals. Eine Indianerin klagt mir ihr Leid. Sie habe keinen Coupon mehr bekommen, also keinen Arzttermin. Gemeinsam gehen wir zur Kasse und ich spreche mit Evarista Carraso, die für die Verteilung der Coupons zuständig ist. Heute stehen schon 30 Patienten auf der Warteliste, höre ich, und auch am Donnerstag und Freitag sind alle Ärzte ausgebucht.

Im ersten Operationssaal kämpft Gynäkologe Dr. Hassfeld mit einer großen Plazenta im Bauchraum. Da gehört sie nicht hin und er muss sie entfernen. Der Blutverlust hätte so manchen Betrachter längst in eine sanfte Ohnmacht geführt, aber Dr. Hassfeld bleibt aufrecht am Tisch. Die Patientin wird es ihm später einmal danken.

Um 1o Uhr taucht eine Kommission aus Lima auf. Sie wollen die Blutbank inspizieren. Ich erzähle den Beamten erst einmal die Geschichte von Diospi Suyana. Drei Stunden später, also nach der Führung durch das ganze Krankenhaus, geht es in die Blutbank. Die Besucher aus Lima sind mittlerweile restlos von der Diospi-Suyana-Idee überzeugt und sagen: So wie hier müssten alle Krankenhäuser in Peru funktionieren.

Um die Mittagszeit höre ich, dass gleich drei Notfälle auf eine schnelle Operation warten. Dr. Hassfeld findet noch die Energie eine stielgedrehte Ovarialzyste zu entfernen. Julia Noeske, eine Kinderärztin aus Deutschland, verbringt heute ihren ersten Nachmittag am Missionsspital. Doch anstatt Kinder zu untersuchen hilft sie netterweise im Operationssaal. Auch als chirurgische Assistentin scheint sie eine Menge drauf zu haben.

Tobias Lächele führt die englischsprachigen Besucher durch die Gänge des Spitals. Die Damen aus Übersee kriegen den Mund nicht mehr zu. Diospi Suyana ist offensichtlich anders als der Standard.

Matthias Stephani entfernt gerade einen vereiterten Blinddarm und danach ist wieder Jens Hassfeld an der Reihe. Denn eine Eileiterschwangerschaft hat das Leben einer jungen Frau in Gefahr gebracht.

Die Damen aus Australien sind dankbar abgereist und die Kommission auf dem Weg nach Abancay. Die Patienten liegen etwas schlaff auf der Intensivstation und Schwestern sowie Ärzte gehen müde nach Hause. In der Nacht reise ich wieder nach Lima um mit den Behörden der Hauptstadt freundliche Worte zu wechseln.

Aber bis heute Nacht um drei kann noch sehr viel passieren!!

Gibt es einen Platz, wo wir Mitarbeiter lieber wären als hier im Missionsspital? Ich glaube nicht! /KDJ

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