Sie waren nachts im Operationssaal aktiv
Wohl jedes Kind im deutschen Sprachraum kennt die Geschichte der Heinzelmännchen aus Köln. Diese kleinen Wichte rackern sich ab, wenn andere Leute feste schlafen. Sie sind fleißig und hilfsbereit und überhaupt so richtig feine Kerle. Aber man darf sie nicht beobachten, denn sie wollen unbedingt heimlich arbeiten. Weil des “Schneiders Weib” aus Zeitvertreib Erbsen auf dem Boden verteilte, um die Heinzelmännchen doch zu Gesicht zu bekommen, sind sie aus Köln verschwunden. Ein für allemal. Aber wo sind die freundlichen Wesen wohl hingegangen? Bei Diospi Suyana haben wir dieses Rätsel vor einigen Tagen lösen können.
Kurz vor Mitternacht kollidierte am vergangenen Donnerstag ein angeheiterter Motorradfahrer mit einem Auto auf der Überlandstraße, die durch Curahuasi führt. Der Mann flog im hohem Bogen von seinem heißen Bock und brach sich den rechten Unterschenkel. Es handelte sich um einen besonders üblen Bruch, den die Knochenenden waren in der Wunde sichtbar. Das Infektionsrisiko also sehr hoch.
Nun schlug die Stunde der Heinzelmännchen. Sie brachten den Verletzten in einen Operationssaal unseres Missionskrankenhauses. Von 1 Uhr bis 2:30 Uhr, als alle braven Bürger der Stadt schliefen, schufteten sie im Schutz der Dunkelheit, um das Bein des Verunglückten zu retten.
Wie das bei Heinzelmännchen der Fall ist, konnte man am nächsten Tag nur die Spuren ihrer Arbeit sehen, zum Beispiel in den Röntgenbildern. Wir vermuten, dass zwei dieser Heinzelmännchen Dr. Tim Boeker und Valentina Sawatzki heißen. Es sollen noch fünf weitere hilfsbereite Kameraden dabei gewesen sein.
Aber wie gesagt, man sollte diesen lieben Heinzelmännchen nachts auf keinen Fall nachstellen. Wenn man sie nämlich in Frieden lässt, bleiben sie einem auf Lebenszeit mit ihrem Dienst erhalten. Und das finden wir echt gut. Um die Anfangsfrage zu beantworten. Die Heinzelmännchen aus Köln sind nach Curahuasi ausgewandert. Eine geniale Sache, gewissermaßen astrein. /KDJ
