Das war das Jahr 2020 – Juli bis Dezember

Ein Gang auf dem Wasser

Ende Juli erschien das dritte Buch über Diospi Suyana mit dem Titel “Auf dem Wasser laufen”.  Es spricht von Risiken und Gefahren, aber auch von der Treue Gottes. Insgesamt sind in den letzten Jahren weltweit schon über 100.000 Bücher zum Thema “Diospi Suyana” vertrieben worden. Viele unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter und nicht wenige unserer Unterstützer kamen durch diese Bände auf unsere Spur. Es verdient Erwähnung, dass die Britin Janet Yashoua alle drei Bücher kostenlos in die englische Sprache übersetzt hat.

4. August. Ein Pressebild mit dem Staatschef Martín Vizcarra im Palast

Am 3. August, einem Montagabend, erhielten wir telefonisch die Einladung des peruanischen Präsidenten zu einem Vortrag in seinem Amtssitz. Da es wegen der Pandemie keine Inlandsflüge gab, fuhren ein Taxifahrer und Dr. John im fliegenden Wechsel die 930 km durch die Nacht nach Lima. Als die beiden gegen 6 Uhr am Morgen das Autoradio anschalteten, wurde der Premierminister (Chef des Ministerrats) gerade per Misstrauensvotum seines Amtes enthoben. Nach einer Marathondebatte von über 20 Stunden im Kongress. Peru befand sich urplötzlich in einem politischen Machtvakuum. Natürlich hatte der Staatschef nun alle Hände voll zu tun, um eine neue Regierung zusammenzustellen. Ein Treffen mit Vizcarra erschien unter diesen Umständen völlig ausgeschlossen.

Eine kleine Gruppe von Menschen betete aus tiefsten Herzen um ein Wunder. Und Staatskrise hin oder her, der Präsident sah am Nachmittag des 4. August eine Powerpoint-Präsentation von 147 Bildern. In diesen schweren Zeiten war die Audienz im Palast eine willkommende Rückendeckung.

22. September. Alexander Campana am Entlassungstag. Alle Daumen hoch!

Peru wurde von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen. Die wahre Anzahl der Todesfälle dürfte nach einem Bericht der New York Times bei um die  100.000 liegen. Bisher starben am Missionsspital 12 Patienten an ihrer Covid-Erkrankung. Alexander Campana aber schaffte es. Nach fünf Wochen wurde er im Rollstuhl entlassen. Hinter ihm lagen eine schwere Covid-Lungenentzündung beidseits, eine Sepis, eine Lungenembolie und ein Herzstillstand. Nicht nur seine Frau und seine Kinder waren überglücklich. Auch wir.

Ein Bild am 8. Oktober. Die übliche Prozedur im Amphitheater. Alle Patienten werden auf Corona-Symptome befragt und getestet. Bis zum Jahresende identifizierten wir auf diese Weise über 1.200 Patienten mit Covid-19.

Obwohl natürlich unsere Ärzte und Krankenschwestern ein mulmiges Gefühl in der Magengegend hatten, ging die Versorgung der Patienten weiter. Da manche Krankenhäuser unter dem Vorwand der Pandemie Patienten mit anderen Krankheiten einfach wegschickten, wurde das Hospital Diospi Suyana für unzählige Hilfesuchende zur einzigen Anlaufstation.

Um das Personal zu schützen, investierte Diospi Suyana große Summen in Schutzmaßnahmen. Trotzdem erkrankte bisher etwa ein Viertel unserer Missionare an einer Corona-Infektion. Aber nicht ein einziger Mitarbeiter des Spitals starb. Dafür danken wir Gott.

Bei Diospi Suyana lehnen wir Verschwörungstheorien ab. Aus Erfahrung wissen wir, dass eine Corona-Infektion sehr viele Menschen in ernste Lebensgefahr bringt. Auch die Langzeitfolgen können schwerwiegend sein. Wohl jeder Peruaner kennt in seinem Bekannten- und Freundeskreis jemanden, der an Corona verstorben ist.

Anfang Oktober in einem selfmade TV-Studio der Schule

Das Lehrpersonal des Colegios Diospi Suyana produzierte eine ganze Serie von didaktisch wertvollen Videos, die die Schüler zu Hause im Netz sehen konnten. Der Kreativität schienen keine Grenzen gesetzt zu sein. Der Mehraufwand für die Unterrichtsgestaltung war erheblich. Respekt und Anerkennung an unseren Lehrkörper und Direktor Christian Bigalke.

13. Oktober. Dra. Claudia Ramirez und die Missionsärzte John sagten danke.

Wie aus dem Nichts meldete sich die Intensivmedizinerin Dra. Claudia Ramirez zur Mitarbeit. Ihr Gehalt wird von einem Professor des MD Anderson Hospitals aus Houston gesponsert. Die Columbianerin leistet derzeit einen Dienst der Extraklasse am Missionsspital.

Ende Oktober: Indecopi gab Diospi Suyana vollumfänglich recht.

Seit mehreren Jahren gebraucht die Klinik Hampina Wasi in der Stadt Andahuaylas das Logo von Diospi Suyana um Patienten anzuziehen. Diese private Einrichtung ist ausschließlich an Gewinnmaximierung interessiert. Die Logos sollten den Patienten suggerieren, es handele sich bei Hampina Wasi um eine Außenstelle unserer Mission. Nach einem langen Tauziehen sprach das Marken- und Patentamt “Indecopi” schließlich ein Machtwort. Unser Emblem darf in Peru von niemandem angetastet werden. Es steht nur für ein Werk und das heisst: Diospi Suyana.

30. Oktober. Die Jungfernfahrt fand statt.

Die Gat-Genossenschaft deutscher Aufzugshersteller hatte das Projekt gesponsert. Seit Oktober ist der Außenaufzug der Augenklinik in Betrieb. Für geh- und sehbehinderte Patienten gehört der beschwerliche Treppenaufgang endgültig der Vergangenheit an. Ein Dankeschön an die Firmen unter dem Dach von Gat für diese sinnvolle Sachspende.

18. November. Patientin Nr. 400.000 erhält einen üppigen Geschenkkorb.

Gegen halb Zwölf (Peruzeit) des 18. Novembers identifizierte das Computersystem des Missionsspitals Sra. Yolanda Roman als den 400.000sten Patientenbesuch. Die 30-Jährige (in blauer Jacke) erschien zur Nachkontrolle nach einem Schienbeinbruch. Yolanda und ihr Mann Nicanor leben in einfachen Verhältnissen und verdienen ihren Unterhalt als Tagelöhner in der Landwirtschaft. Zu Hause sprechen sie hauptsächlich Quechua, die Sprache der alten Inkas.

Dr. Haßfeld fehlt auf dem Bild. Unmittelbar nach seiner Festansprache wurde der Gynäkologe zu einem Noteingriff in den OP gerufen.

Neben der Patientin steht der behandelnde Arzt Dr. Lukas Steffen. Er lag zu jenem Zeitpunkt selbst im Krankenhaus mit einem schweren Typhus. Aber zu diesem Anlass quälte er sich natürlich aus dem Bett. Ein weiterer Beleg für die These, dass in jedem Schweizer ein Wilhelm Tell steckt.

14. Dezember: Die Betriebserlaubnis für das Missionsspital liegt vor. Vize Direktor Dr. Jens Haßfeld (rechts) leitete das gesamte Diospi-Suyana-Team mit seinen rund 270 Mitarbeitern in den Monaten November und Dezember. Er wurde dabei maßgeblich von Dr. Thomas Tielmann unterstützt. Gestern kehrten die Johns nach Curahuasi zurück.

Im dritten Buch wird beschrieben wie mühsam sich die Erneuerung der Betriebserlaubnis im Jahr 2018 gestaltet hat. Nach einem ganzen Jahr an Behördengängen intervenierte schließlich die Gesundheitsministerin zu unseren Gunsten. Für 2021 schwante uns Böses, denn wieder stand ein ähnliches Spießrutenlaufen an. Im Dezember schickte uns die Gesundheitsbehörde aber nicht nur eine Lizenz für die Intensivstation, sondern verlängerte – völlig ohne unseren Antrag – die Lizenz für das gesamte Krankenhaus. Mit diesem Dokument im Schrank darf das Missionsspital wieder für drei weitere Jahre legal und zum Segen der Menschen seine Türen öffnen.

Am 23. und am 24. Dezember strahlte ARTE eine Reportage über Diospi Suyana aus. Zum ersten Mal konnte auch ein französisches Publikum Diospi Suyana kennenlernen.

Eine gelungene Fernseh-Doku von ARTE brachte Diospi Suyana in die Wohnzimmer von Franzosen, Deutschen, Schweizern und Österreichern. Die TV-Redakteure nannten Diospi Suyana ein einmaliges Projekt mit außergewöhnlichen Menschen, die es am Laufen halten.

Wir erkennen in den wundersamen Fügungen, die unsere Geschichte seit der Vereinsgründung begleitet haben, die Handschrift Gottes. Und wenn Gott existiert, dann sind Vergebung, Geborgenheit, Hilfe und Hoffnung keine Illusion.

Die Zusammenfassung des Jahres war eine mehr oder weniger willkürliche Auswahl. Aber selbst 100 Fotos hätten nicht ausgereicht, um die volle Bedeutung der vergangenen 12 Monate abzubilden. Angestellte und Missionare gaben ihr Bestes und wuchsen über sich hinaus. Die Solidarität unserer Freunde bescherte Diospi Suyana einen Spendenrekord und eine Flut von mutmachenden E-Mails. Und Tausende von Ihnen taten das Gleiche wie wir, sie beteten um Gottes Segen und seine Bewahrung. /KDJ

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