Das “Fest des Heiligen Kreuzes”

Samstagabend, der 2. Mai – Wir sitzen im Taxi und fahren durch Cusco bei Nacht. An vielen Ecken sind Kreuze und Kerzen aufgestellt. Der Taxifahrer erklärt uns worum es sich handelt. "Morgen feiert Peru das Fest des Heiligen Kreuzes (La Fiesta de la Santa Cruz). Erst wird gebetet und dann gefeiert und getrunken – die ganze Nacht hindurch!" 

"Wir sind ‘Evangelicos’, in Peru trinken evangelische Christen aus Überzeugung keinen Alkohol!" Meine Bemerkung entfacht ein interessantes Gespräch, denn der Taxifahrer ist katholisch, wie ich dem Rosenkranz am Rückspiegel entnehmen kann.

"Ja, ja", murmelt er, "früher haben ganze Dorfschaften gesoffen bis zum Umfallen, bis die ‘Evangelicos’ kamen. Jetzt haben sich viele Landstriche völlig verändert!"

Sonntagmittag, wir fahren von Cusco nach Curahuasi. Überall sieht man Umzüge. Menschen mit undurchsichtigen Masken tanzen. Aus dem Lautsprecher tönt es: „Maria, bitte für uns in der Stunde unseres Todes!" Einige Männer tragen schwere Kreuze die Straße hinunter.

Noch 12 Kilometer bis Curahuasi. Rechter Hand stehen viele Autos. Neben einem Schrein mit einer Figur der Mutter Gottes hat man ein Bierzelt aufgebaut. Ich steige aus und trete näher. "Hallo, Dr.  John", ein Jugendlicher begrüßt mich.

"Was wird hier gefeiert?", frage ich. "Das Fest des Heiligen Kreuzes", antwortet der Junge. "Wie lange wird getanzt und getrunken?", ich will es jetzt genau wissen. "Bis morgen Früh,“ erwidert er und konzentriert sich wieder auf das Spektakel. Um die 15 Personen mit Furcht einflössenden Masken bewegen sich rhythmisch zum Takt der stampfenden Musik. 30 oder 40 Zuschauer sitzen im Kreis.

Ich blicke auf die Uhr. Es ist jetzt 2 Uhr am Nachmittag. Da haben sich die gut 50 Leute im Bierzelt also noch viel vorgenommen. Gute 18 Stunden liegen vor ihnen. Ich steige wieder ein und wir fahren weiter. Ein letzter Blick zurück. Über dem Bierzelt sehe ich das Kreuz an dem Christus einmal für die Schuld der Welt sein Leben ließ. Darunter wird also nun getanzt und gesoffen bis sich keiner mehr aufrecht halten kann.

Es gibt in Peru viele Feste, die mit einem religiösen Anstrich zu wilden Orgien führen. In manchen Orten kommt dann das Öffentliche Leben für drei Tage zum Stillstand und wohin man schaut sieht man Schnapsleichen. 

Wahrscheinlich hat sich das Maria, die auf den Umzügen pausenlos zitiert wird, einmal ganz anders gedacht. Mit dem Glauben an Gott und Jesus Christus hat das wilde Treiben sicherlich nichts zu tun.

Ich wünschte, die Katholische Kirche in Lateinamerika würde zu diesem Missbrauch nicht schweigen.

Jesus sagte einmal: "Wenn das Salz seine Salzkraft verliert, ist es zu nichts mehr nütze!" Dieses Wort gilt für Christen, egal welcher Konfession sie angehören.

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