Dieses Märchen ist beliebter als die Geschichten der Gebrüder Grimm. Und zu allen Zeiten und in allen Kulturen wurde es mit Begeisterung erzählt. Es heißt: "Morgen".
Morgen werde ich abnehmen.
Morgen werde ich ein besserer Ehemann und ein besserer Vater.
Morgen werde ich meinen Alkoholkonsum drosseln
Morgen werde ich weniger Zeit vor dem Fernseher verbringen.
Morgen werde ich besser mit meinem Geld haushalten
Morgen werde ich mit dem Frühsport beginnen.
Morgen werde ich aus meiner virtuellen Computerwelt auftauchen.
Es handelt sich nur um ein Märchen und trotzdem vermittelt es uns ein wenig Hoffnung. Nicht wenige sagen, dass sie morgen die Frage nach Gott für sich beantworten wollen. Und morgen würden sie einen Lebensstil pflegen, der vielleicht besser zum Himmel passen könnte.
Dieses Sammelsurium an guten Vorsätzen bleibt fast immer nur ein Märchen. Es sei denn, etwas Gravierendes geschieht. Ein Herzinfarkt aus heiterem Himmel verbannt uns auf die Intensivstation. Die Krebsdiagnose haut uns förmlich um. Der Ehepartner macht sich über Nacht aus dem Staub. Vielleicht trifft uns sogar auf der Reise nach Damaskus ein helles Licht. So ging es dem Paulus. Und aus einem vagen Morgen wurde ein Heute und Jetzt.
