Bis zur Polizeikontrolle war die Welt in Ordnung

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Der Überlebenskampf eines Taxifahrers

Um 3:30 Uhr in der Nacht stehe ich am Taxistand in Curahuasi. Um meinen Flug am Morgen in Cusco zu schaffen, sollte ich mich hier nicht zu lange aufhalten. Ich dränge zum Aufbruch und endlich fährt Pedro Quispe * kurz vor 4 Uhr seinen Wagen durch viele Kurven dem Apurimac-Fluss entgegen. Die Fahrgäste sind nach der dritten Kurven längst eingedöst. Ich natürlich auch. Gegen 6 Uhr fahren wir durch die Ortschaft Porroy. Plötzlich sehen wir viele Polizisten auf der Straße stehen. Ich schaue auf meine Armbanduhr. Hoffentlich dauert die Kontrolle nicht zu lange. “Haben sie ihre Papiere alle in Ordnung?”, frage ich den Taxifahrer zu meiner Linken. “Ja”, brummelte er und greift nach mehreren Schriftstücken in seinem Handschuhfach.

Das Gespräch mit dem Polizisten zieht sich verdächtig in die Länge. Ich werde nervös. Wenn das hier so weitergeht, bleibt im Airbus der Sitzplatz 28 B nach Lima leer. Der Taxifahrer muss aussteigen und in der nahen Polizeistation antreten. Ich komme am besten gleich mit. Hinter einem Tisch sitzt ein Inspektor und füllt Strafzettel aus.

Der Motor brummt wieder. Noch zehn Minuten nach Cusco. “Was war denn los?”, frage ich Pedro. Seine Antwort löst bei mir eine Mischung aus Ärger, Mitleid und Wut aus. “Ich hatte keine “Permiso Circular”, kommt es dem Fahrer leise über die Lippen.

Keiner der 130 Taxifahrer, die die Strecke Curahuasi Cusco bedienen, hat so ein Dokument. Dieses Problem ist uralt. Da die Route die Grenze eines Bundeslandes überquert, müsste eigentlich so eine Erlaubnis her. Die großen Busgesellschaften sehen allerdings in den Taxifahrern eine Konkurrenz. Dank ihrer Lobby-Arbeit werden die Taxifahrer diesen Schrieb auf absehbare Zeit nicht erhalten, wahrscheinlich sogar nie. Jede Fahrt durch die Berge ist für sie mit einem hohen finanziellen Risiko behaftet.

Pedro’s Strafe liegt bei 360 Soles. Eine Reise nach Cusco erbringt dem Fahrer nach Abzug der Spritkosten höchstens 40 Soles. Neun lange Fahrten muss Pedro unternehmen, um das Geld wieder einzufahren. Ein mühsames Geschäft. Und zu jeder Zeit könnte ein Polizist ihn wieder anhalten und erneut auf eine Lizenz bestehen, die es einfach nicht gibt.

“Pedro”, meine ich eindringlich, “alle Taxifahrer sollten sich organisieren und auf diesen Missstand hinweisen!”

Er zuckt entmutigt mit den Schulten. “Ich habe eine Frau und ein Kind zu Hause. Ich muss arbeiten, egal was die Polizei mit mir anstellt!” Für einen Augenblick habe ich das Gefühl, als würde ich am liebsten alle peruanischen Polizisten, die Inhaber der Buslinien, die Richter und Politiker auf den Mond schießen.

Der Flughafen in Cusco. Wir sind da. Ich schnappe meine beiden Gepäckstücke und eile zum Counter von Lan.  * Name verändert.

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