Bis gestern starben in Peru 36 Ärzte im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie

Viele dieser Sterbefälle hätte man sicherlich verhindern können

In der gegenwärtigen Krise werden die Schwächen des peruanischen Gesundheitssystems offenkundig. In der Großstadt Iquitos starben unlängst zwei Ärzte, weil es am Krankenhaus nicht genügend Sauerstoff gab. Warum hatte der Staat nicht schon zwei Monate zuvor einen Sauerstoffgenerator installiert? Erst als es zu spät war, reagierten die zuständigen Beamten.

Ende März unterschrieb die Gesundheitsbehörde von Apurimac mit Diospi Suyana einen Vertrag. Inhalt: Bei Überlastung der Regierungskrankenhäuser könnte der Staat Patienten an das Missionsspital überstellen. Und natürlich würde die Regierung die entstehenden Kosten tragen. Da in Peru jeder weiß, dass der Staat viel verspricht, aber sehr wenig hält, sollte die Regionalregierung den Betrag für die ersten 50 Patienten im Vorfeld überweisen.

Trotz aller Versprechungen und vieler heiligen Schwüre ist das Geld zwei Monate später noch nicht überwiesen. Merkwürdig. Der Vorgang spielte sich kurz zusammengefasst folgendermaßen ab.

  • Die Direktoren der Behörde versprachen: “Unterschreibt den Vertrag und ihr erhaltet postwendend den vereinbarten Betrag!” – Also Unterschrift, Pressefotos, Glückwünsche. Doch das Geld wurde nicht überwiesen.
  • Anruf der Behörde: “Wir benötigen von Euch noch einen Antrag!” Innerhalb eines Tages wurde das erbetene Dokument den Beamten ausgehändigt. – Doch nichts geschah.
  • Anruf der Behörde eine Woche später: “Wir hätten von Euch gerne noch eine Aufstellung der Kosten pro Patient!” – Die Kostenübersicht wurde sofort geliefert. Doch nichts geschah.
  • Einige Tage später: “Wir wollen Euer Krankenhaus erst noch einmal inspizieren!” Irgendwann rückte die Kommission an und zeigte sich mit der Ausstattung hochzufrieden. – Doch das Geld wurde nicht überwiesen.
  • Eine Woche später ein Anruf der Behörde: “Wir benötigen ein Zusatzabkommen vor der Überweisung!” – Die Anwälte beider Seiten wurden aktiv und das entsprechende Dokument ausgearbeitet. Am 30. April wurde es in Abancay feierlich unterschrieben. In gewohnter Weise folgten Fotos, Glückwünsche und das übliche Schulterklopfen. Doch das Geld wurde nie überwiesen.
  • Vorgestern besuchte ich den Gouverneur und brachte unsere offizielle Beschwerde vor. Der Landeschef versprach die baldige Überweisung. Doch 30 Minuten später rief uns ein Beamter der Gesundheitsbehörde an und sagte: “Wir brauchen doch noch einen weiteren Vertrag!” Auf diese Weise gingen zwei Monate ins Land.

Es sind die Inkompetenz und Unglaubwürdigkeit des Staates, die jegliche Vorbereitungen blockieren. Hinzu kommt die Unwahrhaftigkeit der amtlichen Verlautbarungen. Die Regierung in Lima spricht von einem Plateau. Doch auf der Karte von Johns Hopkins erkennt jeder sofort, dass in Peru die Zahlen der Infizierten in die Höhe schießen. Seit vorgestern kamen 11.000 weitere Fälle hinzu.

Natürlich trauern auch wir um die 36 ärzlichen Kollegen. Aber wir beklagen auch die prekären Umstände, die zum Tode vieler Menschen geführt haben. Eine extreme Korruption. Ein unglaublicher Schlendrian. Fehlendes vorausschauendes Handeln. Die Unzuverlässigkeit des Staates. Und, und, und.

Aber eines sei auch betont. Wenn die Organe Perus effizient funktionieren würden, gäbe es für unser Missionsspital kaum eine Berechtigung. Es ist das Unvermögen des Staates, das private Initiativen wie Diospi Suyana so dringend erforderlich macht. /KDJ

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