Auf der Flucht vor dem Leben

Draußen ist es noch dunkel und in Curahuasi liegen die Menschen in ihren Betten und schlafen. Nur auf der Intensivstation des Hospitals Diospi Suyana geht es hektisch zu. Eine Ärztin, eine Krankenschwester und ein Krankenpfleger kämpfen um das Leben einer Patientin. Dabei wollte die Frau eigentlich sterben. Sie suchte den Tod wegen ihrer starken Schmerzen.

Der Verdacht auf eine zugrundeliegende Krebserkrankung ist hoch, aber die Diagnose nicht bewiesen. Die Angehörigen brachten sie aus den Bergen in die örtliche Gesundheitsstation und von dort wurde sie bald an das Missionsspital verlegt. Wäre es besser gewesen sie wäre unterwegs gestorben?

Der Tod ist hart, doch Selbstmord ungleich bitterer. Ein Mensch hat jede Hoffnung verloren. Es regiert nur noch die Verzweiflung. Was ist mit der Liebe zu den Angehörigen und dem uns innewohnenden Überlebenstrieb? Nichts zeigt deutlicher als ein Selbstmord, dass unsere Welt alles andere als perfekt ist. Vielleicht ist die Unterhaltungsindustrie deshalb ein Milliardengeschäft, weil sie uns hilft zu vergessen. Einmal nicht daran denken, dass es früher oder später mit uns zu Ende geht. Dass auch uns die Angst und die Ausweglosigkeit ereilen könnten.

Die Uhr tickt und wir wissen es.

Wir können lange über unser Schicksal nachgrübeln und mit unserem Los hadern. Frieden finden wir nur in jener Zeitspanne von Freitag bis Sonntag. Am Freitag trug ER unsere Schmerzen und Sünden um am Sonntagmorgen sein Grab zu verlassen. Müssten die Medien nicht jeden Tag diese Botschaft der Hoffnung herausposaunen, so laut, dass selbst der Taube es hört?

Vor Jahren fragten mich einige Beamten im Entwicklungshilfeministerium, ob ich Ihnen versichern könne, dass am Abend nicht mehr Christen aus unserem Krankenhaus gingen, als am Morgen das Spital betreten hätten. Das konnte und wollte ich nicht, denn der Kern von Diospi Suyana ist und bleibt das leere Grab Christi. Ich kenne dazu keine echte Alternative. /KDJ

Click to access the login or register cheese