Dafür hat sich alles gelohnt!

Detlev Hofmann, Medizintechniker der Firma Stoss-Medica aus Wiesbaden engagiert sich schon jahrelang ehrenamtlich für Diospi Suyana. Er war immer zur Stelle, wenn Not am Mann war, ob es um den Abbau einer gespendeten Zahnarztpraxis ging, die Inventur unserer Sachspenden im September 2006 in der Lagerhalle der Firma Schenck Technologie- und Industriepark in Darmstadt oder das Verpacken der Container für die große Reise nach Peru. Dieses Jahr soll es ein zweites Mal nach Peru gehen. Diospi Suyana (DS) fragte Detlev Hofmann (DH) nach seinen Beweggründen und Eindrücken seiner ersten Perureise.

DS: Herr Hofmann, Sie wissen immer, was noch gebraucht wird. Kann es sein, dass Sie als Einziger in punkto Krankenhausausstattung den vollen Durchblick haben?

DH: Nein. Jeder hat einen Beitrag dazu geleistet mit dem Wissen, das er hat. Ich bin nicht als Einziger dafür verantwortlich, ich hab nur geholfen.

DS: Ich habe das Bild von Ihnen inmitten vieler Kartons, Maschinen und Kleinteilen im Darmstädter Lager noch gut in Erinnerung. Ein Chaos zum Davonlaufen. Haben Sie nicht spätestens da bereut, Ihre Hilfe angeboten zu haben?

DH: Ich hab zwischendurch mal gedacht: Wieso machst Du das eigentlich? Aber es war okay und der Erfolg hat uns Recht gegeben. Es war wichtig, alle Sachspenden durchzusehen, weil doch viele Dinge dabei waren, die für die weite Reise nicht geeignet waren.

DS: So viel Zeit zu investieren für andere Menschen – kommen da Ihre Hobbys und Ihr Privatleben nicht zu kurz?

DH: Nein! Die Zeit habe ich mir meistens am Wochenende oder freitagnachmittags genommen, da war das kein Problem.

DS: Hat Ihr Chef Verständnis dafür, dass Sie neben Ihrem Job noch so viel Kraft in ein gemeinnütziges Projekt investieren?

DH: Ja, dafür hat er so lange Verständnis, wie meine Arbeit nicht darunter leidet.

DS: Manche helfen gerne einmal, weil sie etwas für eine gute Sache tun wollen, wenn es aber zu anstrengend wird, lassen sie es lieber. Sie haben eine große Ausdauer bewiesen. Würden Sie noch einmal Ihre Hilfe anbieten?

DH: Jederzeit! Es hat Spaß gemacht. Auch zu sehen, wie alles gewachsen ist. Im Mai fliege ich wieder nach Peru. Ich bin sehr gespannt, was alles geworden ist. Wenn ich mir alleine die Bilder ansehe, sage ich: Dafür hat sich alles gelohnt!

DS: Haben Sie in der Vergangenheit auch schon andere Hilfsprojekte unterstützt?

DH: Ja, einmal eine Ukraine-Hilfe, sie nennt sich AIST. Mit dem Vorsitzenden des Vereins und zwei Kollegen von ihm bin ich in die Ukraine gefahren. Dort haben wir dann auf den LKW gewartet, den wir vorher in Wiesbaden beladen haben. Aber ich Moment ist kein Bedarf an Geräten, weil zwischenzeitlich viele Einheimische medizinische Geräte verkaufen.

DS: Wie sind Sie denn ursprünglich mit Diospi Suyana in Berührung gekommen?

DH: Das ist schon lange her. Dr. Eckehart Wolff, auch Missionsarzt, der ein Krankenhaus in Quito, Ecuador geleitet hat (Hospital Vozandes) kenne ich seit ca. 10 Jahren. Er kam immer zu meiner Firma, um sich Instrumente für sein Krankenhaus zu kaufen. Irgendwann sagte ich: Du, Eckehart, ich würde Dich gerne mal besuchen. – Und los ging’s nach Ecuador.

DS: Und da sind Sie auf Klaus und Martina John gestoßen?

DH: Zuerst war ich in Quito und habe mir das Hospital angeschaut, danach sind wir erst ins eigentliche Dschungelhospital nach Shell gefahren. Dort habe ich Klaus John und seine Frau Martina kennen gelernt, das war während der WM 2002. Irgendwann kam dann Klaus John nach Wiesbaden in meine Firma und erzählte mir von seinem Vorhaben und dem seiner Frau, ein Hospital in den Anden für die Indios zu bauen. „Okay, ich sage meinem Chef Bescheid!“ Und mein damaliger Chef hat dieses Projekt dann auch gleich mit unterstützt. Seit diesem Zeitpunkt versuche ich, überall fehlende Sachen zu besorgen und zu helfen, wo ich gebraucht werde. Inzwischen habe ich noch ein bisschen Platz hier im Wiesbadener Lager, den wir für die Sachspenden nutzen können – und fast täglich wird etwas angeliefert.

DS: Ihre Arbeitskraft, Zeit und Urlaub in den Dienst eines sozialen Projektes zu stecken ist das Eine. Aber Sie haben ja sogar noch die Reisekosten für Peru selbst getragen. Warum machen Sie das alles?

DH: Das habe ich mich selbst auch schon gefragt. Aber es macht mir Spaß, da mitzuhelfen. Es ist interessant und das Gute an Diospi Suyana ist, dass das, was man tut, auch dort ankommt. Und ich habe das Projekt von Anfang an wachsen sehen.

DS: Haben Sie außer dem Krankenhaus in Ihrem Urlaub im April 2007 wenigstens noch etwas anderes von Peru sehen können?

DH: Ja klar. Ich war die erste Woche auf der Baustelle in Curahuasi, die nächsten zwei Wochen bin ich durch Peru gereist: Cusco, mit der Eisenbahn zum Titicacasee, Ausflug auf dem See, von dort aus zu den Nasca-Linien, nach Ika, Pisco und Arequipa. Und von da aus fuhren wir im Bus einen richtig schönen Holperweg durchs Gebirge zurück über Abancay nach Curahuasi. Machu Picchu war mir erstmal zu teuer, das kommt dieses Jahr dran.

DS: Welche Geschichte haben Sie mit nach Hause genommen?

Ich bin in Curahuasi, hinter dem Krankenhaus auf einem Feldweg einen Berg hoch gelaufen. Da habe ich jemanden getroffen mit seinem Hund. Mit meinen paar Brocken Spanisch habe ich versucht ihn zu fragen, wohin er geht. Er war unterwegs zu seinem Kartoffelacker und fragte mich, ob ich mitgehen wollte. Das habe ich gemacht. Wir sind zwei Stunden marschiert, fast nur bergauf. Am Ziel waren seine Eltern und Geschwister gerade dabei, mit der Hand Kartoffeln auszulesen. Ein Ochsengespann wühlte die Erde auf, damit die Kartoffeln geerntet werden konnten. Später hat die Familie Kartoffeln gekocht und mich zum Mitessen eingeladen. Zu den Pellkartoffeln gab es eine Soße aus Essig, Öl, Zwiebeln und Kräutern. Das war richtig toll und hat Spaß gemacht, obwohl wir uns nur mit Händen und Fußen verständigen konnten. Das einfache Leben, die Gastfreundlichkeit der Indianer und dass sie mich als Fremden so mit hineingenommen haben, hat mich fasziniert. Das war das schönste Erlebnis für mich.

DS: Udo Klemenz, unser Bauingenieur, beschreibt Sie als „ganz lieber Mensch, mit dem man gut zusammenarbeiten kann, sehr hilfsbereit, verständnisvoll, selbstständig, unkompliziert, einfach lieb.“ Damit wissen wir ja schon eine ganze Menge über Sie. – Was sagen Sie selbst?

DH: Das kann ich so stehenlassen. J

DS: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hofmann!

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