Interview mit Prof. Dr. Reinhard Dörner

Diospi Suyana sprach mit dem Atomphysiker Prof. Dr. Reinhard Dörner

DS: Professor Dörner, sie pendeln zwischen Frankfurt, Berkeley in Kalifornien und anderen Universitäten hin und her. Was hat das Leben eines Atomphysikers mit Diospi Suyana zu tun?

RD.: Heute Wissenschaftler in einem der reichsten Länder der Erde sein zu dürfen ist ein unglaubliches Privileg. Wenn einem soviel unverdientes Glück vergönnt ist, schmerzt der Skandal von Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Armut auf unserer Welt besonders. Diospi Suyana ist ein kleiner, von mir bewunderter Versuch diesen empörenden Zustand unserer Welt ein klein wenig zu verbessern.

DS: Es gibt karitative Projekte wie Sand am Meer. Von welchen Kriterien machen Sie Ihre Unterstützung abhängig?

RD.: Der Erfolg eines Projektes hängt von den Menschen ab, die dahinter stehen. Klaus-Dieter und Martina John kenne ich seit der Schulzeit. Sie haben alle Voraussetzungen um aus diesem unglaublichen Plan von Diospi Suyana ein auch langfristig erfolgreiches Projekt zu machen. Sie haben die nötige Ausbildung, viel Erfahrung, Durchhaltevermögen für viele viele Jahre und dazu Willen und Bereitschaft zu bewundernswertem persönlichen Einsatz. Die beiden muß man einfach unterstützen! .

DS: Überall fehlt Geld. Im staatlichen und kirchlichen Bereich könnte auch in Deutschland einiges unternommen werden, wenn die entsprechenden Finanzen zur Verfügung stünden. Wäre es nicht besser ein karitatives Projekt in Deutschland zu fördern?

RD.: Da frage ich lieber zurück: wäre es nicht an der Zeit in Deutschland hinreichen hohe Steuern auch wirklich einzutreiben, dass die nötigen sozialen Aufgaben von unserem Staat übernommen werden können? In einem reichen Land wie Deutschland ist soziale Gerechtigkeit die zentrale Aufgabe des Staates. Mir graut vor „amerikanischen Zuständen“ wo der Staat sich aus der sozialen Fürsorge zurückzieht und diese Aufgaben auf private karitative Initiativen abgewälzt werden.

DS: Wenn ein Engagement in der so genannten 3. Welt nun so wichtig ist, sehen Sie Möglichkeiten in Ihrem Beruf positiv die Geschicke der Entwicklungsländer zu beeinflussen?

RD.: Nur sehr mittelbar. Ich bin von ganzem Herzen Wissenschaftler und Hochschullehrer. Ausbildung ist wichtig und international. Bildung und wissenschaftlicher Fortschritt war historisch einer der wichtigsten Triebfedern zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen und wird dies auch in Zukunft sein.

DS: Diospi Suyana heißt in der Quechua-Sprache: „Wir vertrauen auf Gott!“ Spielt Gott eine Rolle in Ihrem Leben?

RD.: Ich bin Christ, auch wenn mir dieses Bekenntnis in Anbetracht des real existierenden Christentums, zum Beispiel in seiner fundamentalistischen Version in USA oder Rom, oft schwerfällt. Trotzdem ein klares ja: ich habe ein kindliches Vertrauen in Gott und in Gebete, auch wenn ich das rational nicht einholen kann.

DS: Die Physik basiert auf exakten Beobachtungen und nachvollziehbaren Berechnungen. Beim Glauben ist das völlig anders. Tut sich ein Wissenschaftler da nicht schwer mit dem Phänomen des Übernatürlichen und Unerklärbaren?

RD.: Das so genannte Übernatürliche, wie es uns etwa in der „Wahrsagerei“ oder „Sternendeutung“ begegnet halte ich in der Tat für völligen Mummenschanz. Ich wehre mich aber dagegen jede Religion mit solchem Unfug in einen Topf zu werfen.
Mir gefällt daher die Wortwahl und die Gegenüberstellung in ihrer Frage nicht.
Im Zweifel zwischen Glaube und Rationalität kann man nicht mit guten Gründen gegen die Vernunft entscheiden, aber es besteht Grund zur Hoffnung, dass dies eine Scheinalternative ist.

DS: Sie haben eine Frau und eine Tochter. Könnten Sie sich einen Familienurlaub in Peru vorstellen?

RD.: Ja, das wäre sehr spannend!

DS: Vielen Dank für das Gespräch.

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