Wie kommen wir aus der Egoismus-Falle?

Am 7. Januar 2007 brachte das New York Times Magazine einen interessanten Artikel, der mit "Happiness 101" überschrieben war. Er war eine Darstellung der "positiven Psychologie" – eines Zweigs der Psychologie, der wissenschaftlich zu erforschen versucht, was Menschen glücklich macht. Seine Vertreter haben herausgefunden, dass dann, wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns Spaß bereitet, dies nicht zu Glück führt, sondern zu dem, was ein Forscher "die hedonistische Tretmühle" genannt hat. Wir werden vergnügungssüchtig; wir brauchen immer öfter unseren "Glücks-Kick" und sind nie zufrieden und wirklich glücklich. Wissenschaftliche Studien haben angeblich gezeigt, dass die beste Methode, glücklicher zu werden, darin besteht, selbstlos freundlich zu sein und etwas für bedürftige Menschen zu tun….

… Der Autor zeigte, dass ein selbstloses Leben des Dienstes für andere einem das Gefühl gibt, nützlich und wertvoll zu sein und ein Leben zu haben, das zählt, …. Mit anderen Worten: Sei selbstlos, weil dich das glücklich macht – und nicht, weil es das moralisch Richtige ist!"

… Einige Wochen vor "Happiness 101" hatte das New York Times Magazine einen Beitrag des Bioethikers Peter Singer gebracht, warum Milliardäre ihr Geld wegschenken sollten, darunter einen Abschnitt über den "religiösen Impuls". Singer bemerkt, dass gläubige Menschen ihr Geld spenden, weil sie glauben, dass Gott sie dann segnen wird und sie in den Himmel kommen…!"

… Schon lange vor Peter Singer hat der 1758 gestorbene amerikanische Theologe Jonathan Edwards dieses Problem in seinem Buch "The Nature of True Virtue" behandelt. Edwards sagt: Wenn ich nicht an das Evangelium der Gnade glaube, sondern mir einbilde, durch meine guten Werke gerettet zu werden, dann tue ich nichts aus Liebe zu meinen Mitmenschen oder weil es schön und edel ist, sondern ich tue alles für mich selber.

… Wie kommen wir heraus aus dieser Egoismus-Falle? Wenn weder Säkularismus, Psychologie und Relativismus noch Religion und Moralismus uns in den Stand setzen, wirklich selbstlos zu sein, was hilft uns dann? Die Antwort ist, dass wir auf jemand anderen schauen müssen als uns selber. Wir müssen auf Jesus schauen. Wenn er unser stellvertretendes Opfer ist, wenn er für unsere Sünden bezahlt hat, wenn er unseren kleinen, unruhigen Herzen gezeigt hat, dass wir ihm unendlich wertvoll sind, dann haben wir alles, was wir brauchen, in ihm, dann ist alles ein reines Gnadengeschenk. Dann tun wir unsere gute Werke nicht, um vor Gott oder vor uns selber besser dazustehen… Allein das Evangelium gibt uns eine Motivation für einen selbstlosen Lebensstil, der uns nicht in dem Augenblick, wo wir ihn praktizieren, zu Egoisten macht.

Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760), der Gründer der Herrnhuter Brüdergemeinde, kam aus einer reichen, mächtigen Adelsfamilie; am Ende seines Lebens war von seinem Geld fast nichts mehr übrig, weil er alles im Dienst für seine Mitmenschen ausgegeben hatte. Warum machte er das? Was trieb diesen Mann an? Nun, mit 19 Jahren machte er die damals in seinen Kreisen übliche Bildungsreise durch die großen Städte Europas. Eines Tages stand er in der Kunstgalerie in Düsseldorf vor Domenico Fetis "Ecce homo", einem Porträt Jesu mit der Dornenkrone. Dieses Bildnis des leidenden Heilands erschütterte Zinzendorf zutiefst. Unter dem Bild hatte der Künster eine Inschrift angebracht – Worte, die Jesus zu jedem von uns sagen könnte: "Das tat ich für dich. Was tust du für mich?" (Aus Jesus – seine Geschichte, unsere Geschichte von Timothy Keller)

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