Viele würden sagen: “Dem Tod von der Schippe gesprungen!”

Der Fall des Monats

Leonarda Huaman* ist eine Bauersfrau aus einem Bergdorf bei Calca. Fünf Kinder hat die 36-jährige schon zur Welt gebracht. Harte Arbeit ist ihr täglich Brot und sie kann viel wegstecken. Als sie vor gut 10 Tagen ihren Esel mit Feuerholz belud, fingen bei ihr vaginale Blutungen an. Anstatt in der örtlichen Gesundheitsstation Hilfe zu suchen, kaufte sich die Indianerin in der Dorfapotheke einige Tabletten. Die Blutungen gingen weiter und sie bemerkte bald einen üblen Geruch. Dann ließen die Kräfte nach und sie fühlte sich jeden Tag kränker.

Am letzten Samstag wurde Leonarda von ihrem Mann und ihrem ältesten Sohn zum Missionsspital gebracht. Der diensthabende Arzt rief unsere gynäkologische Assistenzärztin hinzu. Bei der Untersuchung durch Dr. Luciana Almendariz bestätigte sich der Verdacht eines septischen Aborts. Das heißt, nach einer Fehlgeburt hatte sich die Gebärmutter entzündet und die Keime bereits eine Blutvergiftung (Sepsis) ausgelöst. Der Hämoglobinwert lag nur noch bei 3.1 g% (Normal: 13 – 16 g%)

Nun musste sofort gehandelt werden. Nach der Transfusion von zwei Blutkonserven erfolgte die Notoperation, die Dr. Haßfeld überwachte. Aber würde die Quechua-Indianerin die Sepsis überleben? Sie verbrachte 24 bange Stunden auf unserer Intensivstation. Ohne kreislaufunterstützende Mittel (Noradrenalin) wäre ihr Blutdruck ins Bodenlose abgerutscht. Sie erhielt drei weitere Blutkonserven. Schließlich stabilisierte sich der Hämoglobinwert bei 9,8 g%. Wie es scheint, ist sie jetzt aus der Gefahrenzone.

Gestern konnte sie zum ersten Mal wieder aufstehen. Ihre Vorgeschichte erzählte sie unserem Sozialarbeiter Rene Neyra auf Quechua. Sie stillt noch ihr jüngstes Kind, ein zwölf Monate altes Baby. Deshalb hatte die Mutter eine Fehlgeburt nicht in Erwägung gezogen. Gott sei Dank, erreichte die Patientin unser Spital gerade noch rechtzeitig. Viele halfen mit. Die Mitarbeiter in der Blutbank, in der Anästhesie, das Pflegepersonal im Op, die Schwestern auf der Intensivstation und schließlich auf der Normalstation. Durch diesen Einsatz wurden fünf Kinder nicht zu Halbwaisen und der Ehemann nicht zum Witwer. * Name verändert

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