Mañakuway ninmi Diosqa, ñoqan uyarisqayki

Weihnachten für alle

Die Hauptzielgruppe von Diospi Suyana sind die benachteiligten Andenbewohner. Dabei denken wir oft an arme Kinder und kranke Quechuas. Gestern zum ersten Advent haben sich unsere Schüler der fünften Klasse mit ihrer Lehrerin Isolina einer selten erwähnten Randgruppe  zugewandt: den Ü60ern.

Was hat wohl die selbstlose Lehrerin, die aus einer teuren Privatschule in Lima nach Curahuasi gekommen ist, zu einer solch liebevollen Aktion bewegt?

An jedem Tag war ihr Heimweg von älteren Quechua-Damen gesäumt, die an den Hauseingängen vor sich hinstarrten. Sie saßen da wie abgestellt und nicht abgeholt. Auch diese hochbetagt aussehenden Damen, gebrechlich wie Glas, sehnen sich nach Liebe. Schaut man ihnen in die Augen, grüßen sie meistens freundlich zurück. Man spürt, wie viel Freude ihnen ein einfacher Gruß bereitet. Einige von ihnen haben wohl über zehn Kinder zur Welt gebracht, um die Versorgung im Alter zu sichern, wie es damals üblich war. Vor 50 Jahren rechnete sicher keiner der Curahuasinos mit der heute zu verzeichnenden starken Landflucht. Die jungen Menschen versuchen in der Stadt ein vermeintlich bequemeres Leben zu führen. So bleiben nun viele von der älteren Generation allein zurück. Altersversorgung – Adios!

So viel zum Hintergrund – schreiten wir zur Tat:

Gestern zogen also unsere  Fünftklässler los und holten jeden Einzelnen dieser Herr- und Frauschaften  zu Hause ab. Sie begleiteten die „Abuelitos/as“ (Großväterchen und -mütterchen) zur Diospi-Suyana-Schule. Dort erwartete sie ein vorzügliches Mittagessen an einem fast königlich dekorierten Tisch im Speisesaal. Immer zwei Kinder bedienten eine Abuelita. Gekocht hatte Isolina. Da die meisten der VIPs nur Quechua sprechen, wurde die Weihnachtsgeschichte aus Lukas in Quechua vorgelesen.  Im Anschluss sangen die Kinder ein Lied, ebenfalls auf Quechua: „Mañakuway ninmi Diosqa, ñoqan uyarisqayki“ – Ruf zu mir spricht der Herr – ich erhöre dich gern (nach Jeremia 33,3). Die Kinder sangen es nicht nur, nein, sie waren vielleicht sogar Teil einer Gebetserhörung der Ü60-Andenbewohner. /DC

Einladung direkt auf der Straße
Fehlt nur noch der rote Teppich.
Die Festtafel. Auf dem Tisch gibt es ein gesundes und leckeres Essen.
3 Kommentare
  1. Ulrike Marettek

    Super Idee und ich denke, dass auch die Kinder Freude hatten. Gottes Segen wird vermehrt durch und an der Schule.

  2. Frank Schönbach

    Selbst an der Schwelle zum Seniorenalter stehend (natürlich mit geregelter Altersversorgung), bin ich tief bewegt von dieser Aktion.
    Ich habe diese einsamen, wettergegerbten Großmütter und -väter bei meinen 2 Aufenthalten in Curahuasi am Straßenrand und auf den Märkten selbst gesehen. Sie schauten oft erbarmungswürdig stumpf vor sich hin. Es ist eine tolle Idee, auf diese schöne Weise wieder die ganz Alten mit den ganz Jungen zusammen zu bringen und mitzuhelfen, im Namen Gottes eine zerfallende Gesellschaft ein Stück weit zu heilen.

Click to access the login or register cheese