Eilmeldung: Wir haben gewonnen!

Unterzeichner Poltocsa

Gracias a Dios – Gott sei Dank

Jede Reise dauert neun Stunden. Hin und zurück 460 km. Eine Kurve jagt die andere bis zum Brechreiz. Fünfmal fuhren wir von Curahuasi nach Andahuaylas, um ein Grundstück für unsere Antenne zu finden. Danach folgte der Kauf einer Immobilie. Alles wunderbar. Doch dann kam Poltocsa.

350 Häuser, die meisten einen Kilometer vom Antennenberg entfernt. Rund 700 Erwachsene und vielleicht 2.300 Kinder. Sechs Antennen stehen seit Jahren auf dem Berg. Und die Bevölkerung will angeblich keine weitere. Warum?

“Die Radioantennen ändern das Klima”, sagen die einen. “Unsere Kinder werden missgebildet zur Welt kommen”, meinen die anderen. “Nachts rauscht es auf dem Berg. Uns wird unheimlich!” Die Quechuas sind abergläubisch, sie haben Angst vor dunklen Mächten und vor dem APU, einer unfreundlichen Gottheit im Berg. Was wird die Pacha Mama (Mutter Erde) zu einer siebten Antenne sagen? Warum hat es neulich in Poltocsa gehagelt? Das müssen wohl die Antennen gewesen sein.

Vier weitere Male reisen Doris Manco und ich nach Poltocsa. Eine ziemliche Herausforderung: Überzeugungsarbeit. Mit zwei Vorträgen im Rathaus versuchen wir die Bedenken der Menschen zu zerstreuen. Wir sammeln Unterschriften. Samstagabend, bis spät in die Nacht klopfen wir an Türen und sprechen mit einsamen Wanderern auf den Wegen. Gegen 22 Uhr haben wir 268 Unterschriften gesammelt. Ob das reicht?

Dann beginnt am Sonntagmorgen um 7 Uhr die “Asamblea general”. 175 Familienväter bzw. ihre Frauen müssen anwesend sein. Danach sieht es bis 8 Uhr aber nicht aus. Der Bürgermeister erlaubt mir nicht Diospi Suyana mit einer Powerpoint im Auditorium der Schule vorzustellen. Dort hätten alle Platz und müssten nicht unter der heißen Sonne schwitzen.

Einer nach dem anderen ergreift das Wort und spricht sich gegen das Diospi-Suyana-Radio aus. Doris, Jose und ich müssen die feindselige Stimmung ertragen. Man erteilt uns nicht das Rederecht. Warum nicht? Der Bürgermeister hatte uns versprochen, dass wir mit einem Vortrag unsere Vision erläutern dürfen. Alle Mühen, aller Schweiß waren umsonst. Die vielen Stunden Fahrt in langen Nächten – ohne Sinn und Ziel.

Weitere Quechuas sind eingetroffen. Mit 180 Teilnehmern liegt plötzlich die Beschlussfähigkeit vor. Aber es wird deutlich, dass wir längst verloren haben. Wenn die Abstimmung ansteht, wird sich niemand auf unsere Seite stellen. Die Leute haben Angst vor ihren eigenen Politikern. Sie befürchten, wenn sie für Diospi Suyana eintreten, wird man ihnen das Wasser für die Felder abdrehen. So und ähnlich haben sich in der Woche zuvor viele uns gegenüber geäußert.

Die Zunge klebt mir längst am Gaumen. Haben wir nicht seit Tagen um Gottes Eingreifen gebetet? Haben nicht die Christen in der Ortschaft ihre Hilfe bekundet? Die Pastoren selbst viele Stunden in der Nacht für uns gebetet? Am Morgen hatte ich noch eine E-Mail nach Curahuasi an die Missionarsgemeinschaft geschickt: “Bitte betet, wir sind unter großen Druck!”

Endlich erteilt mir der Alcalde (Bürgermeister) das Wort. Was soll ich sagen? “Doris, während ich rede, betest Du”. Die Leiterin unseres Medienzentrums nickt. Meiner Aufforderung hätte es gar nicht bedurft. Natürlich betet sie schon ununterbrochen.

Ich habe nur 10 Minuten Zeit. Also spreche ich von meiner Kindheit, von meinem Traum ein Leben lang als Missionsarzt den Armen zu helfen. Ich spreche von meiner Frau Martina, die einige unter den Anwesenden persönlich als ihre Patienten kennen.

“Wir sind hier um ihnen zu helfen”, rufe ich in die große Runde ohne Mikro. “Es gibt keine Gewinnabsichten. Wir Missionare wollen trösten, lindern und heilen!” Ich spreche vom Leid der Menschen in den vielen Häusern, die wir betreten haben. “Über das Radio können wir ihnen jeweils mitteilen, welchen Service das Spital anbietet und welche Ärzte verfügbar sind!”

Es folgen noch viele Beiträge. Die meisten richten sich wortgewaltig gegen ein Radio Diospi Suyana. Kurz vor der Abstimmung darf ich noch einmal kurz zur Dorfversammlung sprechen. “Liebe Bewohner von Poltocsa, die Entscheidung liegt ganz bei ihnen. Ich bitte sie eindringlich, hören sie auf die Stimme ihres Herzens und nicht auf das, was irgendwelche Führer ihnen hier einreden!”

Der Bürgermeister erklärt den Modus der Abstimmung. Rechts sollen sich alle hinstellen, die sich für das Diospi-Suyana-Radio aussprechen. Auf der linken Seite die Opponenten. Gleich wird man uns bescheinigen, dass wir in dieser Ortschaft unerwünscht sind. Wir werden traurig und niedergeschlagen abziehen. Aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Kaum hebt der oberste Würdenträger seine Hand, strömen die Menschen in Scharen und schnellen Schrittes auf die rechte Seite. Die Schlange reicht über den ganzen Schulhof bis an die gegenüberliegende Wand. Der Eindruck ist gewaltig. Das Votum unübersehbar. Einige können kaum glauben, was sie sehen. Nicht ein einziger, noch nicht einmal die vielen Redner, die noch vor Minuten Diospi Suyana kritisiert haben, steht links. Niemand ist da. 108 Stimmen für Diospi Suyana und 72 Enthaltungen.

Ein überwältigender Sieg der Vernunft, gegen Angst und Aberglaube, gegen Opposition und Einschüchterung. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Doris, Jose und ich reiben uns die Augen. Die vielen Gebete unterwegs waren nicht umsonst. Gott sei Dank. Gracias a Dios.

Nach einer vierstündigen Sitzung unter der prallen Sonne dürfen und müssen nun 180 Teilnehmer das Protokoll unterschreiben. Als einer der letzten stelle ich mich in die Reihe. Meine liebste Unterschrift und das schönste Dokument seit Jahren. /KDJ

Klaus unterzeichnet Poltocsa slider
Die Unterschrift für Diospi Suyana. Eine von 180.
Unterschriften Foto slider
108 für die Antenne von Diospi Suyana, 72 Enthaltungen.
8 Kommentare
  1. Dr. Frank Schönbach

    Spr 16,9 (SCHL2000:
    Das Herz des Menschen denkt sich seinen Weg aus, aber der HERR lenkt seine Schritte.

  2. ¡Gracias a Dios por su grande fidelidad! ¡Gracias a Uds. Klaus, Doris y Jose por su perseverancia, paciencia y confianza en Dios! Que El ahora de su gracia y bendicion hasta que hayamos cumplido la construccion de la antena y emitamos desde alli el programa de Diospi Suyana Radio.

  3. C. Klatt

    Wir staunen über Gott!
    “Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer.“
    Hiob 42,2 (NGÜ)

  4. Queridos Amigos de Diospi Suyana, Damos gracias a Dios por cada uno de ustedes que se sumo a nuestra oración. En breve instalaremos nuestra torre con la antena de radio en Andahuaylas, y cumpliremos llevando “El Mejor Mensaje al Mundo” Gloria a Dios!!

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