Die Ausreise der Familie Köhler nach Brasilien

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Aus dem Buch “Auch die Wüste kann blühen”

Wir mussten es riskieren, ohne Visum nach Sao Paulo zu reisen, denn die Schule für unsere Kinder hatte dort bereits vier Wochen zuvor begonnen. Unser Antrag auf ein Missionarsvisum, wie es für Brasilien üblich ist, war im ersten Anlauf abgelehnt worden. Freunde in Brasilien hatten uns signalisiert, wir könnten dort im Land erneut versuchen, dieses Visum über eine befreundete Straßenkinderarbeit zu erhalten. So hatten wir fünf One-Way-Tickets nach Sao Paulo gekauft, schließlich wollten wir ja in Brasilien bleiben.

Freundlich, aber bestimmt fragte mich die Dame am Schalter beim Check-In, wo denn unsere Rückflugtickets seien. Ich erklärte ihr, dass wir die nicht bräuchten, da wir in Brasilien leben würden. Sie sah mich mit großen Augen an und fragte weiter: “Und wo finde ich Ihr Visum im Reisepass?”

“Das Visum erhalten wir erst in Brasilien”, erwiderte ich!” – “Also reisen Sie als Touristen nach Brasilien ein”, schlussfolgerte sie, “und brauchen auf alle Fälle Rückflugtickets.”

“Nein, die brauchen wir nicht, wir bleiben doch im Land”, entgegnete ich. – “Verstehen Sie “, sagte sie in ernsterem Ton, “die lassen Sie gar nicht erst einreisen ohne Rückflugtickets und schicken Sie auf Kosten der Fluggesellschaft wieder zurück.”
“Und was können wir tun?”, fragte ich kleinlaut. – “Sie können an unserem Flugschalter noch fünf Rückflugtickets kaufen.” Erschrocken sah ich sie an.

Wir hatten Reiseschecks in Höhe von 17.000 DM bei uns. Es war unser Grundkapital, mit dem wir unser Leben in Sao Paulo aufbauen mussten. Diese Summe hatte sich durch die Mithilfe vieler Freunde und Gemeinden, die unseren Einsatz unterstützen wollten, über Monate angesammelt. Wir benötigten ein Auto, mussten unser Haus abzahlen, brauchten Baumaterialien und neuen Hausrat und hatten Schulgebühren für unsere Mädchen zu begleichen. Das Geld würde im Nu verbraucht sein und nun auch noch die Flugtickets?

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Titelseite des Buchs “Auch die Wüste kann blühen!” von Christoph Köhler. ISBN: 978-3-00-028213-3

“Können Sie mir fünf Rückflugtickets von Sao Paulo nach Hannover verkaufen, die im Preis zurückerstattet werden, wenn wir den Flug nicht antreten?” – Die Frau im blauen Kostüm sah in den Computer und sagte: “Ja, das ist möglich, aber nur in der entsprechenden Preisklasse.” – “Wie viel würde das für fünf Personen kosten?” Sie rechnete und rechnete, dann runzelte sie ihre Stirn und sagte fast verlegen: “16.700 DM für alle fünf.” – Ich wurde blass. Meine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. “So teuer!”, sagte ich. …

… Mit fünf Rückflugtickets in der Hand eilten wir zum Check-In-Schalter, wo man noch auf uns wartete. …

… Unser Startkapital für Sao Paulo war nun auf 300 DM zusammengeschrumpft, aber Gott würde sicher Türen öffnen, um uns zu helfen.

Die Missionarsfamilie Köhler kümmerte sich zehn Jahre lang in den Slums von Sao Paulo um Hunderte von Straßenkindern. Unzählige Kinder schafften es aus dem Sumpf der Straße herauszukommen. Der Anfang am Tag des Abflugs war schwer und die Zeit in Sao Paulo sollte auch nicht leicht werden.

 

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